Fedor Pellmann - Tango, Rebellion am Nullpunkt

Eine globale existenzielle Grenzerfahrung

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Über das Buch

Rezension

„[...] Die gesamte Arbeit zeichnet sich durch eine akribische und vielseitige Beschreibung der Thematik aus, die erkennen lässt, wie intensiv sich der Verfasser damit auseinandergesetzt hat. Die gründliche Recherche zeigt auf, dass es sich beim Tango um ein hervorragendes Beispiel für die kulturelle Entwicklung einer Nation durch deren Bürger handelt, die die Musikszene der Welt bereicherte. Die Hingabe, mit der Fedor Pellmann sich dem Thema widmet, lässt eine intensive persönliche Identifikation mit Land und Leuten seines ehemaligen Tätigkeitsbereiches erkennen. Eine sehr lesenswerte Lektüre.“

– Rainer E. Wicke in: VDLIA. Deutsche Lehrer im Ausland, 3/2022

Zum Inhalt

Der Tango bewegt seit über 100 Jahren weltweit viele Menschen. Meistens wird er außerhalb Argentiniens als Tanz praktiziert. Als populäre und vordergründig exotische Erscheinung hat der Tango aber noch kaum eine kultur- bzw. geistesgeschichtliche Betrachtung erfahren. Auch moderne Analysen wagen diesen Blick nicht. Der Verfasser geht darum als einer der wenigen dem „Wesen“ des Tangos nach, den er - interdisziplinär und kulturgeschichtlich angelegt - als eine globale Existenzerfahrung erfasst.

Im Mittelpunkt steht dabei der am Rand der Welt und an einem Tiefpunkt seiner Existenz angelangte bedrohte und entblößte moderne Mensch. Er wird in seinem Umfeld in Argentinien in seinen vielfältigen Bezügen beschrieben. In den Jahren zwischen 1900 und 1950 erfährt Argentinien eine von Widersprüchen gezeichneten Einwanderung und soziokulturelle Verwandlung. Vor Ort entsteht eine „periphere Moderne“ (Beatriz Sarlo), die sich in der heterogenen Metropole Buenos Aires, ihrer speziellen Lage und architektonischen Form und nicht zuletzt in der Genese und dialogischen Struktur des Tangos zeigt.

Die in den - literaturgeschichtlich noch wenig erfassten - Liedtexten enthaltene Erfahrung eines gescheiterten Projekts „Amerika“ drückt sich in einer bisher noch wenig gehörten realistischen und existenznahen Weise aus. Zeitgleich zur europäischen Existenzphilosophie thematisiert die sog. „tanguidad“ in einem geistigen, kulturellen und symbolischen Zwischenraum die Herauslösung des Menschen aus seinen Bezügen. Die sog. Porteños haben diese Herausforderung mit ihrer Kultur beantwortet.

Das bedrohte Selbst errettet sich nicht politisch, sondern kulturell. Es ergreift sich als Ausdruck und Neubeginn einer freien, lebensnahen und menschlich sehr eingängigen Form und Praxis. Der Tango und seine mythische Dimension werden darüber hinaus aber zu einem freien und neuen Raum des Lebens. Damit ist er gerade für Argentinien, aber auch für viele Begeisterte weltweit eine…

Schlagworte

Tango, Buenos Aires, Moderne, Populärkultur, Argentinien, Einwanderung, Kulturgeschichte, Spanische Literaturwissenschaft, Raum, Existenz, Nullpunkt, Metropole, Exil

  • Schriftenreihe
    Studien zur Romanistik
  • ISSN
    1610-756X
  • Band
    38

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