Frank Kotterer - Der menschliche Lebenslauf als Entwicklungsaufgabe – Wie aus Schwäche Stärke wird

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Über das Buch

Rezension

„[...] Der Autor hat mit seiner Dissertation eine umfangreiche, in ihren theoretischen Bezügen ausgreifende und detailreiche Studie mit einer methodologisch anspruchsvollen und methodisch sehr aufwändigen empirischen Untersuchung vorgelegt. Sie liefert ein überzeugendes Plädoyer dafür, Lebensläufe von Menschen trotz ungünstiger Ausgangsbedingungen nicht als vorherbestimmt und festgelegt zu begreifen, sondern stattdessen auf das Potential zu achten, das in Prozessen der Selbststeuerung und der Selbstverantwortung liegt. Von ihrer Ausrichtung her ist die Studie im Bereich der Grundlagenforschung anzusiedeln.

[...] Die Stärke liegt in dem konsequenten Bezug auf die subjektorientierte Perspektive der Sozialisationsforschung. Analyse und Auswertung der Fallbeispiele nach dem Ansatz der objektiven Hermeneutik sind ausführlich und transparent dokumentiert. [...]

Die Studie von Franz Kotterer stellt für wissenschaftlich-theoretisch interessierte Leserinnen und Leser einen interessanten und lesenswerten Diskussionsbeitrag dar – einmal für den Bereich der Sozialisationsforschung, zum anderen aber auch für den Ansatz einer qualitativen empirischen Sozialforschung. [...]“

– Josef Eckstein in: socialnet Rezensionen, 10.08.2015

Zum Inhalt

Veränderungen in den Erwerbs- und Familienbiographien sind heute deutlich erkennbar. Zunehmend wird der Einzelne auf sich selbst gestellt und herausgefordert, sich Struktur und Orientierung zu geben, um den (zu)künftigen Lebensanforderungen und Herausforderungen flexibler Gesellschaftsstrukturen gerecht werden zu können. Vor diesem Hintergrund geht die Untersuchung der Frage nach, in welchem Wirkungszusammenhang die formbaren Elemente Bewusstsein, Identität, Selbst-/Fremdsteuerung, Selbstverantwortung mit dynamischen Entwicklungseinflüssen in einer durch Krisen bestimmten Lebenswelt stehen.

Im Zentrum der Studie stehen autobiographische Erzählungen von vier Personen der Geburtskohorten 1962 bis 1966, die ‘Krisen‘ erlebt haben und wieder Orientierung fanden. Mit Hilfe des sequenzanalytischen Verfahrens der objektiven Hermeneutik wurden vier Typen herausgearbeitet, die erklärend dafür stehen, welche hohen Veränderungspotentiale über den gesamten Lebenslauf hinweg gegeben sind und welche Bedeutung hierbei der Anpassungsfähigkeit und dem Akt der ‘freiwilligen‘ Selbstverpflichtung des Menschen zukommt, sich in eine bestimmte Richtung entwickeln zu wollen.

Die Studie zeigt, dass neben der vom Individuum zu leistenden Passungsarbeit jedoch nicht nur die Vermittlung und Aneignung der Welt über eine dritte Instanz, einem externen Strukturgeber, Bedeutung hat, sondern wesentlich für das Hineinsteuern in eine positive ‘Steig-Kurve‘ ist; dass das Subjekt eine authentische Verbindung zwischen seinem ‘Selbst‘ und der ‘realen Welt‘ herstellt.

Gelungene Entwicklung, so das Ergebnis der Analyse, beruht darauf, dass sich eine persönlich bedeutsame Wirklichkeitserfahrung bildet, die es dem Einzelnen ermöglicht, seinen Lebenslauf als Entwicklungsaufgabe zu begreifen, bei deren Lösung aus ‘Schwäche Stärke‘ werden kann. [...]

Schlagworte

Identität, Bewusstseinsbildung, Entwicklungspsychologie, Lebenslauf, Sozialisation, Krisenbewältigung, Biographie, Übergang, Verlauf, Pfadabhängigkeit, Pädagogik, Psychologie, Soziologie

  • Schriftenreihe
    IMAGO VITAE – Schriften zur Biographieforschung
  • ISSN
    1614-4449
  • Band
    12

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