Turan Gizbili - Die letzten Tage der deutschen Kaufleute in Bergen

Transformationsprozesse des Bürgertums von 1720 bis 1780

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Über das Buch

Zum Inhalt

Seit Jahrhunderten war das Kontor zu Bergen in Norwegen, die „Deutsche Brücke“ genannt, ein wichtiger Warenumschlagplatz für die hansischen Händler und die norwegischen Fischer. Ab dem Spätmittelalter etablierten sich hansische Kaufleute in Bergen, gründeten ein eigenes Kaufmannsviertel und so zogen tausende von norddeutschen jungen Männern nach Bergen, um sich dort als Lehrlinge, Gesellen und Kaufleute im ‘Brot-und-Butter-Geschäft‘ zu verdingen. Hansisches Getreide wurde gegen nordnorwegischen Fisch getauscht, der auf Druck der hansischen Städte nur dort umgeschlagen werden durfte. Das Deutsche Kontor galt als ein Ort, an dem ein sozialer Aufstieg vom bettelarmen Jungen hin zu einem ehrbaren und wohlhabenden Kaufmann möglich schien. Die Norddeutschen kamen als temporäre Arbeitsmigranten, die Hafen- und Handelsstadt Bergen war ein Baustein ihrer Ausbildung und Karriere.

Diese Monopolstellung kam aber nicht nur dem Wirtschaftsleben der Stadt Bergen zugute, sie war über Jahrhunderte ein Dorn im Auge der norwegischen, später dänischen Obrigkeiten, die diese Hegemonie jahrhundertelang bekämpften. Mit dem Schwinden der hansischen Macht in Nordeuropa, dem Erstarken der nordischen Reiche und der Veränderung des Wirtschaftslebens in Europa hätte diese mittelalterliche Korporation des Deutschen Kontors eigentlich wie die drei anderen hansischen Kontore im Laufe der Zeit von der Bühne verschwinden müssen. Gleichzeitig entschieden sich ab dem 16. Jahrhundert immer mehr hansische Kaufleute, sich dauerhaft in Bergen niederzulassen und Bürger der Stadt zu werden. Ab dem 18. Jahrhundert wählten die meisten norddeutschen Arbeitsmigranten nicht mehr den ‘Umweg‘ über das Kontor, sondern verdingten sich bei den freien Kaufleuten der Stadt und wurden so eventl. später Bürger der Stadt Bergen.

Das Deutsche Kontor blieb aber bis zu seiner Auflösung im Jahr 1754 bestehen und wurde sofort im Anschluss als das ‘Norwegische Kontor‘ neugegründet. Ihre Traditionen, ihre…

Schlagworte

Hanse, Norwegen, Tyskebryggen, Migrationsgeschichte, Sozialgeschichte, Wirtschaftsgeschichte, Frühneuzeit, Kaufleute, Bergen, Nordeuropa, Sozialer Aufstieg, Kontor, Korporationen, Geschichte, 18. Jahrhundert

  • Schriftenreihe
    Studien zur Geschichtsforschung der Neuzeit
  • ISSN
    1435-6627
  • Band
    69

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