Volker Hoenerbach (Hrsg.) - „Diesem viehischen Trieb ergeben“ – J. A. Schlettweins Kritik an Goethes Werther

„Briefe an eine Freundinn über die Leiden des jungen Werthers“ (1775) „Des jungen Werthers Zuruf aus der Ewigkeit an die noch lebende Menschen auf der Erde“ (1775)

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Über das Buch

Rezension

„Hier findet sich [...] eine geistige und moralische Standortbestimmung des Autors Schlettwein [...]. [...] (bieten) die genannten Kapitel einen Schlüssel zum besseren Verständnis von dessen Wertheriaden [...].

Das abschließende Kapitel Zeitgenössische Rezensionen (S. 219-228) bietet, ergänzend zur Textedition, Abschriften sämtlicher bisher bekannter Besprechungen von Schlettweins Wertherschriften, die der Herausgeber kurz kommentiert. Diese und das folgende ausführliche Literaturverzeichnis (S. 229-z89) runden den Band ab [...].

[...] ebenso kompakte wie gelungene Monographie über einen bedeutenden Ökonomen des 18. Jahrhunderts [...].“

– Karin Vorderstemann in: Goethe-Jahrbuch, Jg. 127 (2010)

Zum Inhalt

Mit dieser Edition werden hier erstmals nach mehr als 200 Jahren zwei der bedeutendsten und zugleich frühesten Stellungnahmen zu Goethes epochalem Briefroman „Die Leiden des jungen Werthers“ (1774) vorgelegt. Als einer der Ersten hat der Nationalökonom und Philosoph Schlettwein (1731-1802) Goethes Roman in den beiden Streitschriften „Briefe an eine Freundinn über die Leiden des jungen Werthers“ und „Des jungen Werthers Zuruf an die noch lebende Menschen auf der Erde“ (beide 1775) einer scharfen Kritik unterzogen.

In den an eine fiktive Adressatin gerichteten Briefen entfaltet er seine Ablehnung des Werther-Romans, sein Mitgefühl gilt dabei dem Werther, das Verdikt wird über Goethe als Dichter gesprochen, der „die Begierde nach Leidenschaften“ als Motiv und Trieb allen menschlichen Handlungen zu Grunde legt: „sey in allem was du bist... ein rasender viehischer Liebhaber“, so die Wendung gegen Goethe mit einem Wort Goethes selbst. In „Des jungen Werthers Zuruf“ vertritt Schlettwein in biblisch-apokalyptischer Diktion die Positionen der protestantischen Orthodoxie und entwirft das Bild eines zutiefst reumütigen und einsichtsvollen Werthers in der Hölle.

Schlettweins Werke nehmen in den europäischen Reaktionen auf den „Werther“ eine Sonderstellung ein. Neben Friedrich Nicolais parodistischer Umarbeitung in den „Freuden des jungen Werthers. Leiden und Freuden Werthers des Mannes“ stellen Schlettweins Schriften ein frühes Zeugnis einer vehementen Ablehnung des Romans dar, wie sie später selten anzutreffen ist. [...]

Schlagworte

Aufklärung, Roman, Werther, Wertheriade, Johann August Schlettwein, Empfindsamkeit, Sturm und Drang, Naturrecht, Physiokratie, 18. Jahrhundert, Literaturwissenschaft, Johann Wolfgang von Goethe

  • Schriftenreihe
    POETICA – Schriften zur Literaturwissenschaft
  • ISSN
    1435-6554
  • Band
    107

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