Denis Forasacco - Girolamo Savonarola in der deutschen Dichtung um 1900

Zwischen fiktivem Archetypus und Projektionsfigur der Krise

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Über das Buch

Rezension

„[…] bietet die Monografie Forasaccos […] viel mehr als der Titel vermuten lässt. Auf rund 400 Seiten wird der Leser mit allen Stationen der An- und Abwesenheit Savonarolas in der europäischen Geistesgeschichte vertraut gemacht und lernt rasch: Savonarola-Dichtung über die vermeintlich ferne Epoche der Renaissance ist immer auch Dichtung über die eigene Zeit.“

– Julia Ilgner in: www.literaturkritik.de, Nr. 5, Mai 2010

Zum Inhalt

Das Buch handelt von einem spezifischen Thema, das von der germanistischen Fin-de-siècle-Forschung noch nicht ins Detail untersucht wurde. Die bemerkenswerte Präsenz Girolamo Savonarolas in mehreren Texten, vor allem Dramen, der letzten Jahrhundertwende darf schon wohl eine Inkongruenz innerhalb der Renaissancefiguren-Konstellation (Leonardo, Raffael, die Borgias, Machiavelli) darstellen, welche Protagonistin des damaligen Kults um die bildenden Künste und die anthropologischen und sozialen Ideale des italienischen Rinascimento war: Was hatte der dunkle, mittelalterliche, von Nietzsche gehasste Asket mit der Blütezeit der Renaissance zu tun?

Savonarola repräsentierte natürlich den Antagonisten Lorenzo de' Medicis, die Negation des heidnisch-klassizistischen Geistes der Künstler-Dämonen jener Zeit; doch gleichzeitig war er sicher ein bürgerlich selbstgeschaffener Renaissancemensch, welcher dank eines politisch sehr modernen Selbstbewusstseins auf eine rückblickende Reaktion auf die zeitgenössische Kultur im Zeichen der persönlichen Macht abzielte. Sein ästhetisches Ideal selbst, das in eine wiedergeborene, klassische Versöhnung des Guten und des Schönen münden sollte, faszinierte nicht nur Fra Bartolommeo oder Michelangelo, sondern auch die Künstler und die Bürger um 1900. Das Renaissancebild um die Jahrhundertwende war in Wirklichkeit Projektionsoberfläche der wilhelminischen Gesellschaft, in der sich die Ekstase der damals aufblühenden imperialistischen Macht mit dem Vorahnen der Vergänglichkeit der selben Macht vermischte. Das kulturelle Verfahren zur Selbst-Legitimierung der neubürgerlichen Schicht bestand in der Suche nach fiktiven Archetypen der Geschichte:

Keine andere Epoche konnte die Geister der Deutschen zu jener Zeit mehr begeistern als die grandeur der italienischen Renaissance. Von kaum etwas konnte der Bürger des wilhelminischen Reichs träumen als von der außerordentlichen Persönlichkeit des uomo universale und des genio…

Schlagworte

Savonarola, Thomas Mann, Hugo von Hofmannsthal, Christian Morgenstern, Dekadenzliteratur, Renaissancismus, Renaissancebild, 19. Jahrhundert, Wilhelminische Gesellschaft, Ideengeschichte, Präfaschismus, Motivforschung, Literaturwissenschaft, Kulturgeschichte, Fin de Siècle, Faschismus

  • Autor*in
    Denis Forasacco
  • Seiten
    422
  • Jahr
    Hamburg 2008
  • ISBN
    978-3-8300-3466-7
  • Schriftenreihe
    Studien zur Germanistik
  • ISSN
    1610-8604
  • Band
    26
  • Fachbereich
    Geisteswissenschaft

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