Sandra Krebs - Identitätskonstitution in Wilhelm Raabes Ich-Romanen

Ich-Spiegelungen und Erzählprozeß

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Über das Buch

Zum Inhalt

Wie kommen Menschen dahin, wo sie sich, sich besinnend, zu eigener Verwunderung dann und wann finden?

Die Frage des Ich-Erzählers Eduard in Raabes spätem Roman Stopfkuchen formuliert in gewisser Weise auch die zentrale Frage dieser Untersuchung. Sie begründet nämlich nicht allein die Reflexion über das eigene Leben, sondern zugleich das Erzählen von sich selbst: die Geschichte vom Ich. Eduards Frage repräsentiert damit auch das Menschenbild in der Erzählliteratur des Poetischen Realismus – der Mensch wird als geschichtliche Existenz poetisch interessant.

Diesem Zusammenhang widmet sich die Verfasserin. Anhand der Frage nach der Konstitution von Identität im Schreiben vom Ich wendet sie sich den Ich-Spiegelungen in Wilhelm Raabes Romanen zu: der Selbst- und Fremdwahrnehmung sowie dem Erzählen vom Ich. Die Untersuchung zeigt, daß das Zusammenwirken von Selbst- und Fremdwahrnehmung im Erzählen gespiegelt wird. Im Spiel der Einheit von Erzähler und Erzähltem findet das Ich erst eigentlich zu seiner Identität, indem es schreibend sein gelebtes Leben nach-vollzieht. Es ist dieses Ich, das als solches im Laufe seines Schreibens entsteht und das auf diese Weise die Lebens-Geschichte zur Erzählung vom Ich macht.

Auf der Basis eines hermeneutischen Verfahrens, das sowohl ideengeschichtliche als auch werkbiographische Aspekte gewissenhaft berücksichtigt, trägt die Untersuchung dazu bei, die Überbewertung des "modernen" Raabe zu relativieren. Zwar zeigt sie Raabes Eklektizismus in der Bearbeitung zeitgenössischer Theorien und deckt Einflüsse Nietzsches und der Freudschen Theorie im Spätwerk auf. Jedoch spricht sich die Verfasserin aufgrund ihrer Ergebnisse zu Raabes Identitätsverständnis eindeutig für eine Zuordnung des Dichters zum Kreis der Realisten aus. [...]

Schlagworte

Wilhelm Raabe, Identitätskonstitution, Poetischer Realismus, Ich-Erzählung, Erzählprozeß, Erinnerung, Fremderfahrung, Integritätswahrung, Frühe Moderne, Literaturwissenschaft, Germanistik

  • Schriftenreihe
    Studien zur Germanistik
  • ISSN
    1610-8604
  • Band
    31

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