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Richard Wallenstorfer - Jüdisches Leben im Rahmen der sich wandelnden politischen Landschaft Österreichs von 1867 bis 1938

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Über das Buch

Rezension

„[...] Wallenstorfer macht einen deutlichen Gegensatz von rechtlicher Emanzipation und gesellschaftlich weit verbreitetem Antisemitismus aus, für dessen Auflösung der sogenannte „Anschluss“ von 1938 in bedrückendster Weise steht.“

Jahrbuch Extremismus & Demokratie, 2021

Zum Inhalt

Im Zuge der Entwicklung des Habsburgerreichs zu einer europäischen Großmacht steigt der jüdische Bevölkerungsanteil in Österreich, vor allem durch territoriale Zugewinne, deutlich an. Dabei weisen die kulturell und gesellschaftlich unterschiedlich geprägten und zum Teil beträchtlich voneinander entfernten Siedlungsgebiete der Monarchie keine einheitliche jüdische Kultur auf. Ein Umstand, der immer wieder auch zu bestimmten Spannungen innerhalb der jüdischen Community selbst führt. Während die eher streng gläubigen und ärmlichen Ostjuden in ghettoisierten Parallelgesellschaften leben, sind Jüdinnen und Juden insbesondere im Wiener Bürgertum gut integriert und spielen in militärischen Leitungsfunktionen eine maßgebliche Rolle. Wobei sich zeigt, dass die vermehrte staatliche Toleranz und gesellschaftliche Anerkennung der jüdischen Bevölkerungsteile zu einer erstarkenden Identifikation von Jüdinnen und Juden mit Österreich führt, welche, vor allem auch beim Militärdienst, bis zum Patriotismus reicht.

Die gesellschaftliche und rechtliche Position von Jüdinnen und Juden in Österreich steht dabei in enger Wechselbeziehung zu den jeweiligen staatlichen, sowie politischen Machtverhältnissen, wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und ideologischen Strömungen. So führt die österreichische Niederlage im Deutschen Krieg von 1866, und die damit einhergehende Schwächung des Absolutismus, zu einer Rechtslage, welche die Emanzipation der jüdischen Bevölkerung in Österreich begünstigt. Dazu tragen auch die zu dieser Zeit allgemein in Europa gegebenen Gleichberechtigungsbestrebungen bei. Umgekehrt führen die existentiellen Nöte und Ängste der Bevölkerung in der Zwischenkriegszeit, nach dem Ersten Weltkrieg, zur vermehrten Ablehnung der jüdischen Bevölkerungsteile in Österreich, welche die bisher religiös geprägten Erscheinungen eines Antijudaismus in eine ethnisch motivierte Diffamierung umschlagen lässt, die schließlich im Holocaust gipfelt. [...]

Schlagworte

Judentum, Antisemitismus, Integration, Gleichberechtigung, Verfassungsrecht, Politik, Österreich, Geschichte, Österreich-Ungarn, Kaisertum Österreich, Erste Republik, Ständestaat, Jüdisches Leben

  • Schriftenreihe
    Schriften zur Sozial- und Wirtschaftsgeschichte
  • ISSN
    1618-8004
  • Band
    34

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