Lars Knopke - Kinder im Visier der SED
Eine Untersuchung zur marxistisch-leninistischen Ideologisierung von Kindern und Jugendlichen im DDR-Schulwesen und darüber hinaus
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Über das Buch
Rezension
„[...] Die [...] Aspekte werden sehr plausibel vorgestellt. Lars Knopke [...] kennt das System, das er in seinen ersten Schuljahren noch selbst erlebt hat, so genau wie den Forschungsstand. Er hält sich nicht mit Fehlentwicklungen auf, sondern leuchtet die inneren Folgerichtigkeiten kritisch aus [...]. Knappe Abrisse informieren über Parteistruktur, Machtsicherung mithilfe der Staatssicherheit, Marxismus-Leninismus, Dialektischen und historischen Materialismus, Politische Ökonomie und Wissenschaftlichen Kommunismus. Es sind Ideologie-Lehrstücke, die dem gelernten DDR-Bürger aus unzähligen Schulungen noch vertrauter vorkämen, wenn sie nicht so gekonnt entschlackt wären von den seinerzeit gängigen Phrasen und Worthülsen. Quellensicher gibt Knopke den ideologischen Urschleim bekömmlicher wieder, als er je angerichtet war. Gerade dadurch entlarvt sich dieser substantiell von selbst. [...] In Knopkes Schnellkurs können auch Unkundige den Denkschablonen leicht folgen. Das Gesellschaftssystem war dogmatisch konsequent organisiert. Der Trugschluss, es hätte ein gutes Ideal nur von besseren Leuten richtiger verwirklicht werden müssen, kann sich gar nicht erst einstellen. Insofern kann man sich kein besseres Schulbuch wünschen. Die klare Strukturierung durch drei Thesen und fünf Leitfragen nimmt zwar die Ergebnisse vorweg, entschädigt aber mit Transparenz und nachvollziehbaren Belegen [...]. Am Ende wird der Einsatz inoffizieller Mitarbeiter (IM) unter Lehrern und Schülern (!) mit…“
– Aribert Rothe in: Forum Erwachsenenbildung, 2/2009, S. 67f.
Zum Inhalt
‘Unsere Schule hat die Aufgabe, den jungen Menschen unsere Ideologie, die wissenschaftlich begründete Ideologie der Arbeiterklasse zu vermitteln.‘
(Margot Honecker, DDR-Volksbildungsministerin)
Schule in der DDR beschränkte sich nicht auf die Vermittlung von Wissen, auf Bildung und Erziehung. Sie nahm darüber hinaus noch eine weitere Aufgabe wahr, die die Reputation des DDR-Schulwesens unwiederbringlich beschädigt hat.
Mithilfe der Schule versuchte die SED die Kinder nicht nur zur Akzeptanz ihres marxistisch-leninistischen Weltbildes zu erziehen, sondern sie zu ‘sozialistischen Persönlichkeiten‘ zu formen, zu Bürgern, die im Sinne der Partei dachten, handelten und fühlten. Um die Schule in diesem Bemühen zu unterstützen, instrumentalisierte die SED die FDJ, die Pionierorganisation sowie die Jugendweihe und schuf mit der Wehrerziehung ein effektiv ideologisierendes Mittel. Der Ideologisierungsprozess konnte sich auf ein Kontroll- und Repressionssystem stützen, dass Linienabweichlern umfassend begegnete und seinen traurigen Höhepunkt im Wirken des Ministeriums für Staatssicherheit an den Schulen fand, einschließlich des Einsatzes von Schülern als inoffizielle Mitarbeiter.
Dieser durch das Zusammenwirken verschiedener Instrumente und Mittel gekennzeichnete Ideologisierungsprozess ist Gegenstand der Untersuchung. Auf Basis von Quellen, wie Lehrplänen, Schulbüchern, Statuten, Gesetzen und weiteren ideologisch relevanten Dokumenten, werden die Ziele und marxistisch-leninistischen Inhalte sowie die Vorgehensweise und die konkreten Möglichkeiten der SED zur Indoktrination der Heranwachsenden analysiert und beschrieben. [...]
Schlagworte
DDR, SED, DDR-Schulwesen, Jugendweihe, Polytechnische Oberschule, POS, Politisch-ideologische Erziehung, Ministerium für Staatssicherheit, MfS, Staatssicherheit, Stasi, Freie Deutsche Jugend, FDJ, Pionierorganisation „Ernst-Thälmann“, Junge Pioniere, Thälmannpioniere, Sozialistische Wehrerziehung, Indoktrination, Zeitgeschichte, Geschichtswissenschaft, Repression
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SchriftenreiheStudien zur Zeitgeschichte
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ISSN1435-6635
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Band60
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