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Gerhard Stapelfeldt - Soziologische Gegenaufklärung

Vorträge und Aufsätze zur Kritik der Soziologie

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Über das Buch

Rezension

„[...] „Wer [...] die Humanität zu verwirklichen sucht, nicht indem er die Inhumanität aufklärt, sondern indem er die Humanität beschwört, erliegt der ‚Wiederkehr des Verdrängten‘“ (Stapelfeldt 2017, 261).

Das eingängige Zitat kann als Motto für diejenigen gelten, die sich mit dem Versagen der Kritik nicht zufrieden geben wollen. [...]

Am Ende der Lektüre von Gerhard Stapelfeldts Band steht weniger Verzweiflung, dass sich die Kritik der gegenwärtigen Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung [...] auf verlorenem Posten befinde, sondern vielmehr die Einsicht, welche Hebel die Kritik zu ziehen habe. [...]

Es besteht sowohl Bedarf als auch Interesse, die Zustände der gegenwärtigen Gesellschaft kritisch zu hinterfragen. Viele Studierende haben nach wie vor ein Interesse an kritischen Inhalten. Der vorliegende Band lädt nicht nur dazu ein, die Texte der kritischen Theorie einer weiteren Lektüre zu unterziehen [...], sondern sie auf die aktuelle wirtschaftliche und gesellschaftliche Situation anzuwenden.“

– Martin Gloger in: socialnet Rezensionen, 05.03.2018 (Martin Gloger)

Zum Inhalt

Der zentrale Erfahrungsgehalt der Kritischen Theorie der Gesellschaft war, bei Horkheimer und Adorno, die „Barbarei“; die Kritik galt der Aufklärung von Nationalsozialismus und Antisemitismus aus der Selbstzerstörung der liberalen Aufklärung. Die erste Aufgabe einer kritischen Theorie heute ist daher die Aufklärung der Genesis der Barbarei und deren Verdrängung durch den gegenaufklärerischen neuen Liberalismus: den Ordo-, vor allem den Neoliberalismus. In der Gegenaufklärung koinzidiert ein gesellschaftlicher Irrationalismus mit einer geschichtlichen Erinnerungs- und Hoffnungslosigkeit. Einzig durch die Kritik jenes Liberalismus, der eine Erinnerung des Nationalsozialismus zu verstellen scheint, ist dessen Genesis zu begreifen. Die hier versammelten Aufsätze gelten weitgehend dieser Aufklärung, vermittelt durch eine Kritik der soziologischen Gegenaufklärung.

Die Differenz von Gesellschaftstheorie und Soziologie läßt sich, nach der Theorie- und Gesellschaftsgeschichte, in Rücksicht auf jenes bewußtlose Allgemeine bestimmen, das liberal als invisible Hand oder „zweite Natur“ aufgefasst wurde. Die Soziologie fixiert dieses Bewußtlose naturwissenschaftlich-positivistisch zur Gesellschafts-Natur oder geisteswissenschaftlich-positivistisch zur gesellschaftlichen Irrationalität. Eine Soziologische Aufklärung (Luhmann) kann es, nach dem Gründungszusammenhang der Wissenschaft, nicht geben. Die Soziologie untersucht den logos der societas, indem sie die Verhältnisse rationalistisch oder irrationalistisch voraussetzt: sie geht vom Selbstverständnis von Gesellschaften aus. Dieses ist, seit der globalen Krisis von 1971/81, geprägt durch den neoliberalen gesellschaftlichen Irrationalismus, der erinnerungslos den Nationalsozialismus verdrängt: durch die Gegenaufklärung. Die Aufklärung des bewußtlosen Allgemeinen hat daher wesentlich durch die Kritik der soziologischen Gegenaufklärung zu…

Schlagworte

Kritische Theorie der Gesellschaft, Soziologie, Neuere deutsche Geschichte, Nationalismus, Antisemitismus, Neoliberalismus, Rechtspopulismus, Gesellschaftstheorie, Gegenaufklärung, Irrationalismus, Humanität

  • Schriftenreihe
    KRITIK UND REFLEXION – Interdisziplinäre Beiträge zur kritischen Gesellschaftstheorie (Hrsg.: Prof. Dr. Gerhard Stapelfeldt)
  • ISSN
    1865-3103
  • Band
    17

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