Stefan Hermes & Amir Muhic (Hg.) - Täter als Opfer?
Deutschsprachige Literatur zu Krieg und Vertreibung im 20. Jahrhundert
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Über das Buch
Zum Inhalt
Ob es jemals einem Tabubruch gleichkam, öffentlich über das Leid zu sprechen, das auch nicht vom Hitler-Regime verfolgte Deutsche im und nach dem Zweiten Weltkrieg zu erdulden hatten, ist in den letzten Jahren immer wieder kontrovers diskutiert worden. Unleugbar dürfte indes sein, dass die Thematisierung des Schicksals der von den Bombenangriffen der Alliierten oder von Flucht und Vertreibung Betroffenen heute eine breite gesellschaftliche Akzeptanz erfährt.
Dass sowohl die Literatur als auch Literaturkritik und -wissenschaft diese Entwicklung teils nachhaltig befördert, teils ausgesprochen kritisch begleitet haben, dass sie jedenfalls zu keinem Zeitpunkt abseits standen, lässt sich schwerlich übersehen. So provozierten W. G. Sebalds Vorlesungen über Luftkrieg und Literatur (1999) oder Günter Grass’ Novelle Im Krebsgang (2002) nicht allein eine Fülle germanistischer Arbeiten, sondern trugen obendrein zur Etablierung eines über diesen Bereich hinausgehenden mentalitätsgeschichtlichen Diskurses bei. Zumindest implizit kreiste dieser vielfach um die Frage, inwieweit es gerechtfertigt sein kann, Deutsche als Opfer der Siegermächte des Zweiten Weltkriegs darzustellen.
Die politische Brisanz dieser Frage findet in den Beiträgen des Bandes zwangsläufig ihren Niederschlag. Dem widerspricht es jedoch keineswegs, dass die Aufsätze nicht zuletzt analysieren, welcher ästhetischen Verfahrensweisen sich die in ihnen behandelten Werke bedienen, um gewisse Figuren oder Figurenkollektive als Opfer, andere hingegen als Täter erscheinen zu lassen. Beleuchtet wird ferner, auf welche Weise der Übergang von einem Täter- in einen Opferstatus (und vice versa) bzw. das simultane Vorhandensein von beidem inszeniert wird. Diskutiert werden in diesem Zusammenhang unter anderem Texte von Grass, Johnson, Kempowski, Schlink, Arno Schmidt und Sebald.
Um eine vergleichende Perspektive zu eröffnen, werden auch einige Werke untersucht, die…
Schlagworte
Vertreibung, Luftkrieg, Erinnerungsdiskurs, Erinnerungsliteratur, Nachkriegsliteratur, Erster Weltkrieg, Zweiter Weltkrieg, 20. Jahrhundert, Nachkriegszeit, Jugoslawien, Peter Handke, Historische Schuld, Viktimisierung, Shoa, Holocaust, Günter Grass, Uwe Johnson, Walter Kempowski, Bernhard Schlink, Arno Schmidt, Winfried Georg Sebald, Jan Philipp Reemtsma, Manfred Peter Hein, Ödön von Horváth, Die deutsche Passion, Gustav Frenssen, Hans Grimm, Peter Handke, Literaturwissenschaft
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