Lynn Clare Schnigula - Leben schützen – nicht durch Anonymität, sondern vor und aus der Anonymität

Eine ethische Beurteilung von Babyklappe und anonymer Geburt im Kontext von Hilfen für Schwangere und Mütter in Not

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Über das Buch

Rezension

„[...] Gerade wenn man der ethischen Abwägung zustimmt (vgl. 213–218), dass es angesichts eines fehlenden Nutzens für den perinatalen Lebensschutz nicht gerechtfertigt erscheint, neugeborenen Kindern im Rahmen systematischer Angebote zur anonymen Kindesabgabe ihre genealogische Identität vorzuenthalten, hätte man sich eine noch fundiertere Entkräftung des hohen moralischen Anspruchs gewünscht, wie ihn die anbietenden Institutionen häufig vertreten. Wie die Autorin völlig richtig anmerkt, werden diese nämlich ihrer Fürsorgepflicht keineswegs gerecht, wenn sie betroffenen Müttern (bewusst oder unbewusst) suggerieren, mit der Trennung von ihrem Kind könnte die aus ihrer biografischen Situation resultierende Notlage gelöst werden (vgl. 255 ff). Durch eine breite Darstellung schon existierender (Kap. 5) und noch einzurichtender (Kap. 6) Hilfsangebote wird deshalb abschließend der Blick dafür geschärft, wie in Schwierigkeiten befindliche Schwangere so beraten, unterstützt und begleitet werden können, dass sie in die Verlegenheit einer anonymen Kindesabgabe gar nicht erst geraten.

Im Großen und Ganzen verschafft die Untersuchung einen ordentlichen Einblick in die ethischen und rechtlichen Sachfragen, auch wenn die aktuelle Rechtslage hinsichtlich der sogenannten vertraulichen Geburt noch nicht berücksichtigt ist. Das umfangreiche Literaturverzeichnis bildet die bisherigen Debattenbeiträge nahezu vollständig ab. Wer sich eine grundlegende Übersicht verschaffen will,…“

– Lars Klinnert in: Zeitschrift für Medizinische Ethik, 61 (2015)

Zum Inhalt

Schlagzeilen wie:

„Neugeborenes vor Supermarkt – Polizei sucht nach Mutter“, „Kurz nach der Geburt getötet. Säugling auf Rastplatz gefunden“, „Mutter tötet Baby Vier Jahre Haft beantragt“, „Baby aus dem 5. Stock geworfen“, „Mutter soll drei Neugeborene getötet haben“, „Baby vor Plattenbau ausgesetzt Suche nach Mutter“, „Baby in NRW ausgesetzt. Polizei fahndet nach der Mutter“

finden sich in Deutschland immer wieder in sämtlichen Tageszeitungen und stellen Staat, Gesellschaft und Kirche vor große Herausforderungen. Es keimen Fragen auf wie: Wer sind die Frauen, die ihre Kinder aussetzen, töten oder abtreiben? Welche Notlagen führen dazu, dass sie keinen anderen Ausweg sehen als die Entsorgung ihres Neugeborenen?

Frauen sehen sich heutzutage mit den unterschiedlichsten Lebenskonzepten konfrontiert. Zum einen wird verlangt, dass sie möglichst eine abgeschlossene Berufsausbildung mit darauf folgender Berufstätigkeit absolvieren, zum anderen sollen sie aber auch liebevolle Hausfrauen und Mütter sein und das auch noch perfekt und alles minutiös geplant, denn „?Das perfekte Kind?, das bedeutet heute eben auch: das Kind zum perfekten Zeitpunkt, perfekt in die Berufslaufbahn eingepasst und unter perfekten Lebensumständen.“ Dass dies schlichtweg in den meisten Fällen nicht praktikabel ist, führt dazu, dass durch eine Schwangerschaft Frauen dazu gezwungen sind, ihr Leben grundsätzlichen Änderungen zu unterwerfen. Das ist es, was in Deutschland meist von Frauen und Müttern, seltener jedoch von den Männern und Vätern, nach wie vor bewusst oder unbewusst, erwartet wird. Doch was ist mit Frauen, die zu diesem Zeitpunkt und vielleicht von einem bestimmten Mann kein Kind bekommen möchten? Durch eine Schwangerschaft können Konflikte verschiedener Art und im Besonderen Beziehungskonflikte aufbrechen oder verstärkt werden. In manchen Fällen sehen die Frauen für sich keinen anderen Ausweg, als sich durch Aussetzung, Tötung oder…

Schlagworte

Babyklappe, Anonyme Geburt, Identität, Schwangerschaftskonflikt, Kindesaussetzung, Vertrauliche Geburt, Theologie, Ethik, Mütter in Not, Mutter-Kind-Einrichtungen

  • Schriftenreihe
    Ethik in Forschung und Praxis
  • ISSN
    1610-5966
  • Band
    12

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