Anke Peters - Erschrecken. Die emotionale Krise als narratives Signal in ausgewählten Werken der mittelhochdeutschen Literatur
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Über das Buch
Rezension
„Mit Schreck oder Erschrecken ist die Untersuchung [...] einem in der breiten Forschung zu literarischen Darstellungen von Emotionalität bislang wenig beachteten Phänomen gewidmet. Dies macht ihr Interesse aus. Die Verf. weist überzeugend nach, dass Erschrecken im Schnittpunkt von Poetik, Philosophie und Affektenlehren, Mythologie und Emotionstheorie verstanden werden muss und zudem in der Literatur des Mittelalters vielfältige eigene Funktionen übernimmt, die sie systematisch ermittelt. [...]“
– Jutta Eming in: Germanistik, 61 (2020) 3-4
Zum Inhalt
Die Studie reiht sich ein in literaturwissenschaftliche Untersuchungen, die im Zusammenhang mit dem emotional turn seit der Jahrtausendwende entstanden sind. Als Beitrag zur Literaturgeschichte der Emotionen erforscht sie, welche (gattungsabhängige) Rolle Schreckmomente in mittelhochdeutschen Texten spielen, welche Trigger-Situationen identifiziert werden können, ob und welche Signalwirkung dem Erschrecken zukommt und inwiefern man im individuellen Fall von einem narrativen Marker sprechen kann, den der Erzähler bewusst setzt.
Eine multiperspektivische Bespiegelung der Schreckreaktion bildet die breite theoretische Basis. Der Leser verfolgt die systematische Analyse des Affekts von geflügelten Worten über Phänomene des Alltags bis hin zu naturwissenschaftlichen Erkenntnissen aus Medizin und Evolutionsbiologie. Man gewinnt umfassende Einsichten in die menschliche Affektstruktur im Allgemeinen und bezüglich der Komplexität der Schreckreaktion im Besonderen. Ein historisch-mentalitätsgeschichtlicher Überblick, der Arbeiten aus der französischen Annales-Schule als Wegweiser benutzt, leitet über zur Anwendung dieser transdisziplinären Annäherung auf ein ausgewähltes Korpus hochmittelalterlicher Texte: Schwerpunktmäßig werden der Eneasroman Heinrichs von Veldeke (Antikenroman), Der Arme Heinrich Hartmanns von Aue (Legendenroman) und das Nibelungenlied (Heldenepik) nach dem literarischen Erschrecken befragt.
Die Autorin entwickelt über die methodische Einkreisung des Erschreckens aus unterschiedlichen Fachperspektiven ein interessantes Forschungsdesign. Sie geht damit einen entscheidenden Schritt über die philologisch erprobte Form der Motivgeschichte heraus. So kann sie über die interpretatorischen Tiefenanalysen neue Strukturen in den ausgewählten Texten freilegen. [...]
Schlagworte
Literaturgeschichte der Emotionen, Emotive Wende, Emotionalisierungsstrategie, Erzählsignal, multiperspektivischer Ansatz, Textgattung, Germanistik, Mediävistik, Funktionalisierung von Emotionen, Heinrich von Veldeke, Eneas, Hartmann von Aue, Der Arme Heinrich, Nibelungenlied, Erschrecken, Antikenroman, Heldenepik, Literaturgeschichte, Motivgeschichte
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SchriftenreiheSchriften zur Mediävistik
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ISSN1618-7911
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Band29
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